Der Wert von Kryptowährungen basiert auf mehreren Faktoren, deren Einfluss aktuell (Frühjahr 2018) nicht restlos geklärt ist. Es gibt aber einige gute Hypothesen hierzu, die wir im Folgenden erläutern wollen.
Die entscheidenden Faktoren für den Kryptowert im Überblick
Spekulation
Zweifellos treibt auch reine Spekulationsfreude den Wert mancher Kryptowährungen nach oben. Immerhin gab es bei einigen dieser Währungen in den Jahren ab 2014 Wertsteigerungen um mehrere Tausend Prozent - so schnell wurde kein anderes Asset so wertvoll. Wer will den Anlegern verdenken, dass sie auf dieses Pferd setzen? Es gibt außerdem handfeste Gründe für diese Wertsteigerungen, nämlich vor allem die Mengenbegrenzungen vieler (nicht aller) virtuellen Coins. So wird es nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben, was diese Kryptowährung absolut endlich und damit werthaltiger als Gold macht. Wie viel Gold es wirklich gibt, wissen wir nämlich nicht.
Die Technologie der Kryptowährungen
Kryptowährungen werden mit bestimmten kryptografischen Technologien geschürft, die bekannteste ist die Blockchain. Dadurch ist das virtuelle Geld resistent gegen Manipulationen und Zensur. Diese Technologien werden nicht mehr verschwinden, es sind entdeckte mathematische Algorithmen. Es entsteht dadurch für die Anleger eine bestimmte Sicherheit, die prinzipielles Vertrauen schafft. Es wären zwar prinzipiell auch Fehler in der Codierung möglich, einige Male sind sie aufgetreten, etwa in Smart-Contracts der Ethereum-Blockchain. Den Fall nutzten Hacker für einen großen Ether-Diebstahl (Gegenwert über 30 Millionen Dollar) aus. Doch die Ethereum-Community steuerte gegen, diskutierte über die Sicherheit ihrer Blockchain, initiierte einen Hard Fork und ließ zwei neue Währungen entstehen: Ethereum Classic und Ethereum. So etwas gab es (aus anderen Gründen) auch beim Bitcoin, von dem sich Bitcoin cash und Bitcoin Gold abspalteten. Damit soll verdeutlicht werden, dass die jungen Kryptowährungen nicht fehlerfrei sind, sich jedoch technisch ständig verbessern. Diesem technologischen Fortschritt vertrauen die Nutzer, was zur Wertsteigerung von Kryptowährungen beiträgt. Hard Forks beeinflussen den Wert aber ebenfalls.
Zahl der Nodes
Bei den Nodes (Knoten im Netzwerk) geht es um ein rein technisches Thema, das aber für den Wert von Kryptowährungen sehr entscheidend ist, auch wenn es viele Anleger nicht richtig verstehen. Über die Nodes werden Daten verteilt. Sie bilden sich durch immer neue Teilnehmer eines Kryptonetzwerkes und ihre Wallets. Wenn ein Netzwerk viele Teilnehmer hat, herrscht offenbar gegenüber der betreffenden Kryptowährung großes Vertrauen, weshalb die Zahl von Nodes ein Indikator für den Währungswert ist. So versuchen einige Experten, aus der Node-Zahl und einigen anderen Faktoren wie etwa der Gesamtmarktkapitalisierung den fairen Preis der entsprechenden Kryptowährung zu ermitteln. Sie nutzen die Nodes und weitere Kennzahlen ebenso, wie fundamentale Aktienanalysten das KGV, das KBV und weitere Kennzahlen zur Ermittlung des fairen Preises eines Aktie heranziehen. Die fundamentale Aktienanalyse ist schon sehr alt, die reichsten Investoren wie Soros und Buffet richten sich ausschließlich nach ihr. Wenn nun große Investoren damit beginnen, Kryptowährungen auf diese Weise zu bewerten, dürfte die Node-Zahl in Zukunft noch viel mehr den Wert einer Kryptowährung bestimmen.
Marktmechanismen
Dem soeben beschriebenen “fairen Wert” einer Kryptowährung stehen die Marktmechanismen gegenüber. Hierzu gibt es zwei konträre Meinungen und darüber hinaus diverse, wissenschaftlich unterlegte Markttheorien. Die beiden konträren Grundsatzmeinungen behaupten:
Es gibt für beide Meinungen gute Argumente. Ein Unternehmen sollte tatsächlich wertvoller werden, wenn es gute und preiswerte Produkte auf den Markt bringt. Ein Rohstoff sollte wertvoller werden, wenn er gebraucht wird. Eine Währung sollte wertvoller werden, wenn sie eine starke Wirtschaft vertritt. Die fundamentalen Gründe für den Wert einer Kryptowährung wurden schon genannt. Dennoch fragt sich, ob die immensen Preissteigerungen bei Bitcoin & Co. tatsächlich durch einen immanenten Wert zu rechtfertigen sind, wo doch bislang nur wenige Menschen mit Kryptowährungen praktisch bezahlen. Andererseits ist das Misstrauen gegenüber dem klassischen Währungssystem inzwischen so groß, dass vielleicht wirklich in den nächsten Jahren ein paralleles, digitales und dezentrales Geldsystem massenhaft genutzt wird. Dann wären Kryptowährungen plötzlich sehr gefragt. Damit würden sie knapp, denn es gibt sehr viel weniger Bitcoins (noch dazu mit einer endlichen Menge) als Dollar oder Euro. Bevor es jedoch so weit ist, erscheinen die Preissteigerungen bei Kryptowährungen viel mehr spekulationsgetrieben, was aber den Anhängern der Theorie von unbegründeten und zeitweilig vollkommen irrationalen Marktmechanismen (Meinung 2) egal wäre. Sie kaufen, solange die Preise steigen. Dabei passen lediglich auf, dass sie nicht zu spät aussteigen. Wenn sich dann ein Kurssturz auch nur andeutet, verkaufen diese Spekulanten zuerst.
Inflation bei klassischem Geld
Klassisches Geld (sogenanntes Fiat-Geld) unterliegt normalerweise einer Inflation, als gesund gelten rund zwei Prozent pro Jahr. Wenn Kryptowährungen hinsichtlich der Zahl ihrer Coins begrenzt sind, muss ihr Preis zwangsläufig gegen den von Fiat-Geld steigen. Zwar haben wir Anfang 2018 im Euro-, Dollar-, Franken-, Yen- und Pfundraum nur eine sehr geringe Inflation (also in den Währungsräumen sämtlicher Majors). Doch diese kann schnell wieder steigen, wenn die Zentralbanken ihre Leitzinssenkungen und QE-Programme fortsetzen sollten. Zwar drucken Zentralbanken heute nicht mehr hemmungslos Geld wie noch vor einigen Jahrzehnten, doch sie verfügen über die genannten anderen Mittel der Geldmengensteuerung und -erweiterung. Daher misstrauen die Menschen dem klassischen Bankensystem und seinem Versprechen der Wertstabilität unseres Geldes. Ebenso misstrauen sie übrigens der Kontrollwut des Staates, der inzwischen ohne unser Wissen unsere Konten durchleuchten kann. Daher könnte der große Run auf Kryptowährungen sogar erst noch bevorstehen.
Mining-Kosten
Das Mining von Kryptowährungen ist in einigen Fällen wie beim Bitcoin sehr teuer, es verursacht unter anderem hohe Stromkosten. Auch muss in vielen Fällen spezielle Hardware angeschafft werden. Das kann den Wert einer Kryptowährung sinken lassen, muss es aber nicht. Der Bitcoin wird sicherlich am teuersten geschürft, gleichzeitig ist er aber die mit Abstand wertvollste Kryptowährung. Dieser Aspekt ist dennoch nicht wegzudiskutieren. Wenn das Mining zu teuer wird, wenden sich die Menschen von einer Kryptowährung ab.
Regulierungsbemühungen
Die Regierungen aller wichtigen Industriestaaten überlegen derzeit, ob und wie sie Kryptowährungen regulieren sollen. Die Haltung fällt weltweit sehr uneinheitlich aus. Japan hat den Bitcoin am 1. April 2017 zum offiziellen Zahlungsmittel geadelt, Nachbar Südkorea - ein westlicher Staat - schränkt den Kryptohandel ebenso wie das kommunistische China stark ein. Die Europäer nehmen eine gelassenere Haltung ein, denken aber über eine Regulierung nach. Es steht fest, dass regulierte Kryptowährungen eine andere Preisentwicklung als die derzeit unregulierten virtuellen Coins durchlaufen werden.